Upgrading the historic building stock's energy performance and its consequences on architecture and building culture

Zentrales Anliegen der vorliegenden Dissertation ist es, die gängige energetische Sanierungspraxis einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Im Mittelpunkt steht hierbei die Untersuchung der Auswirkungen von energetischen Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebestand auf Architektur und Baukultur. Das staatliche Vorgehen zur Erhöhung der Sanierungsrate bei Gebäuden wurden einer eingehenden Analyse unterzogen und hinsichtlich der energetischen Einsparungen kritisch hinterfragt.

Besondere Relevanz haben die Vorgaben der Fördermittelgeber in Bezug auf historische Gebäude. Diese galt es in dieser Abhandlung in den Fokus zu nehmen, wobei die Betrachtung nicht auf denkmalgeschützte Gebäude beschränkt werden soll. Es wurde herausgearbeitet, dass es indiziert wäre, die spezifischen Sonderregelungen für denkmalgeschützte Gebäude zu übertragen auf alle historischen Gebäude, da in der bisherigen Praxis alle Gebäude, auch die historischen, baukonstruktiv gleich behandelt werden. Wie gezeigt werden konnte, geht dies völlig an der Praktikabilität vorbei und es werden mit dieser Grundhaltung die architektonischen und baukulturellen Rahmenbedingungen negiert.

Die Arbeit nimmt die vorhandenen Hochrechnungen über Energieeinsparpotenziale hinsichtlich des Baualters, Hemmnissen für Sanierungen und der Gebäudeanzahl in den Blick. Aufgezeigt wurde, dass sinnvolle energetische Sanierungen im Gebäudebestand auch unter Einbeziehung der architektonischen Besonderheiten möglich sind, auch wenn nicht die sich bisher am Neubau orientierenden Standards als Referenz herangezogen werden. Hierzu wäre allerdings eine Reform der staatlichen Förderrichtlinien erforderlich. Mit einer so modifizierten Sanierungspraxis kann das baukulturelle Erbe geschützt und zeitgemäßen Anforderungen angepasst werden. Um die Rahmenbedingungen für die Sanierungspraxis auf historische Gebäude auszuweiten, wurde eine neue Typologie entwickelt, die auf die unterschiedlichen architektonischen und baukonstruktiven Qualitäten der Gebäude eingeht. Beispielhaft wurde zur Darstellung bestehender Energieeinsparpotenziale unter Heranziehung des Energiebedarfs beim unsanierten Zustand die Qualität der Hüllflächenbauteile wie Fassade, Dach bzw. oberer und unterer Gebäudeabschluss von ausgewählten Gebäuden untersucht. Auf dieser Basis konnten aus dem Vergleich mit dem angenommenen unsanierten Zustand Sanierungsempfehlungen entwickelt werden.

Außer der Einsparung von Energie sind noch andere Faktoren in die Beurteilung von Sanierungsmaßnahmen bei historischen Gebäuden einzubeziehen. Diese Faktoren betreffen das architektonische Erscheinungsbild und die gebaute Umwelt, die stärker in den Blick zu rücken sind. Mit einer geänderten Wahrnehmung des „architektonischen“ Wertes eines Gebäudes und seiner identitätsstiftenden Wirkung steigt das Bewusstsein für die städtische und regionale Baukultur. „Architekturschutz“ als Ergänzung zum Ensemble– bzw. Denkmalschutz wäre also eine folgerichtige Konsequenz.